Physikerin des Monats
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Oktober 2025
Barbara Stadlober, Physikerin & Forschungsgruppenleiterin bei Joanneum Research
Über mich und meine Arbeit
Ich habe in den 80er und 90er Jahren Experimentalphysik an der Karl-Franzens-Universität in Graz studiert – meine Diplomarbeit war über das zu dieser Zeit sehr heiße Thema Hochtemperatursupraleiter und ich habe selbige mit phononischer Ramanstreuung untersucht. Diesem Thema bin ich auch während der Dissertation treu geblieben, aber nicht der KFU – ich bin nämlich zum Walther-Meissner-Institut nach Garching gegangen, um dort elektronische Ramanstreung and den HTC‘ s zu machen – das war eine spannende Zeit.
Nach der Promotion habe ich 6 Jahre bei Infineon Technologies gearbeitet (und in dieser Zeit auch 2 Kinder bekommen) – die Forschung hat mich aber nicht losgelassen und so habe ich eine gute Gelegenheit genutzt, um 2002 bei Joanneum Research eine Forschungsgruppe aufzubauen, die mittlerweile Hybrid Electronics and Patterning heißt und 25-28 Wissenschaftler umfasst. Wir beschäftigen uns mit gedruckter Elektronik und mit großflächiger Mikro- und Nanostrukturierung und mit allen Aspekten in diesen Themenbereichen von der Entwicklung neuer Materialien, Prozesse, Devices, bis zu Elektronik und Applikationen. Die Anwendungsnähe spielt dabei für uns eine große Rolle und wir freuen uns sehr, wenn unsere Forschungsergebnisse in der Realität ihren physischen Niederschlag finden, sei als Teil eines Produktes oder eines Prozessablaufs.
Was kann man für mehr Chancengleichheit in der Physik tun?
Wir haben eine sehr gute Stimmung in der Gruppe, und einen großen Mix sowohl in den Disziplinen (Physiker*innen, Chemiker*innen, Biolog*innen, Elektrotechniker*innen, Geolog*innen, Prozessingenieur*innen, …) als auch hinsichtlich Alter und Background. Mir ist es wichtig, dass jeder/jede das macht was er/sie möchte und was er/sie kann, ich halte nichts davon die Menschen über einen Kamm zu scheren – jeder/jede braucht die eigene Wohlfühlnische, dann ist er/sie auch produktiv. Das funktioniert bei einer hinreichend großen Gruppe wie meiner auch sehr gut – ich habe auch viele permanent angestellte Mitarbeitende, die schon seit mehreren Jahren am Institut sind. Aber natürlich auch Studierende. Für die Frauen ist es wichtig (bei uns auch für die Männer), dass es absolute Arbeitszeitflexibilität gibt – in meiner Gruppe sind schon viele Kinder „geboren“ worden – Karenzzeiten wirken sich entgegen der landläufigen Meinung – in keiner weise negativ auf wissenschaftliche Produktivität aus. Manchmal ist es wohl gut, das Hirn zu Hause auszulüften – Kinder stellen kluge Fragen. Ich habe mehrere Wissenschaftler*innen, die Teilzeit arbeiten (50-80%) und forschen, und das mit Freude und sehr gutem Output.
Eigene Erfahrungen mit Ungleichheiten hatte ich keine. Ich habe mir meine Vorgesetzen oder Betreuer aber auch genau ausgesucht und auch Karriere-Möglichkeiten abgelehnt, wenn mich die menschlichen Qualitäten nicht überzeugt hatten.
Wenn Sie mehr über Barbara Stadlober und ihre Arbeit erfahren möchten, finden Sie hier den Link zu ihrem Websiteprofil bei Joanneum Research, hier ihr LinkedIn-Profil, hier ihr ORCID-Profil sowie hier den Link zur Arbeitsgruppe, die sie leitet.