Erich Gornik (privat)

Prof. Erich Gornik 1944 - 2025

Die TU-Wien verliert herausragenden Halbleiter-Pionier: Erich Gornik 1944 bis 2025

Mit großer Betroffenheit nehmen wir Abschied von Univ.-Prof. Dr. Erich Gornik, einem herausragenden Physiker und Pionier der Festkörperelektronik in Österreich. Sein unermüdlicher Forschergeist, seine Lehrtätigkeit und sein Einfluss auf die wissenschaftliche Gemeinschaft waren von herausragender Bedeutung. Erich Gornik war von 2009 bis 2012 Präsident der ÖPG und wurde 2018 zum Ehrenmitglied ernannt.

Erich Gornik wurde 1944 in Krumau, Tschechische Republik, geboren. Er studierte Technische Physik an der Technischen Universität Wien, wo er 1968 sein Diplom erwarb und 1972 zum Doktor der Technischen Wissenschaften promovierte. 1976 erlangte er an der TU Wien die Lehrbefugnis für das Fach "Physikalische Elektronik". Nach einem Forschungsaufenthalt 1975 - 1977 bei den Bell Laboratorien Holmdel, USA, kehrte er an die TU Wien zurück, wo er 1978 zum A.o. Professor für Physikalische Elektronik am Institut für Physikalische Elektronik ernannt wurde. 1979 wurde er als O.Univ.-Professor für Experimentalphysik an die Universität Innsbruck berufen, 1987 erhielt er einen Ruf als C4-Professor für Halbleiterphysik an das Walter-Schottky-Institut der TU München sowie als Max-Planck-Direktor an das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart. 1988 wurde er zum C4-Professor für Halbleiterphysik und zum Direktor des Walter-Schottky-Instituts der TU München ernannt. Seit 1993 war er O.Univ.-Professor für Festkörperelektronik an der TU Wien, wo er in der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik das neu gegründete Institut für Festkörperelektronik aufbaute und zusammen mit dem 1995 eröffneten Mikrostrukturzentrum die Halbleiterphysik an der TU über nationale Grenzen hinaus international etablierte.

Sein wissenschaftliches Werk umfasst bahnbrechende Beiträge zur Halbleiter- und Festkörperphysik. Dazu gehören die Erforschung der Landau-Emission von Halbleiterstrukturen, die Bestimmung der zwei-dimensionalen Wärmeleitfähigkeit in Halbleiter-Heterostrukturen, die Untersuchung der Purcell-Emission von zwei-dimensionalen Elektronen, sowie des ballistischen Transports in Halbleiter-Superlattices. Für seine herausragenden Leistungen wurde er 1997 mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet – eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Österreich.

Neben seiner Forschungsarbeit war Erich Gornik auch als wissenschaftlicher Manager aktiv: Er war unter anderem von 2003 bis 2010 als Geschäftsführer der Austrian Research Centers (ARC jetzt AIT) tätig, wo er maßgeblich zur strategischen Weiterentwicklung der Forschungseinrichtung beitrug.

Zusätzlich hat er über mehrere Jahre als Vize-Präsident des Europäischen Forums Alpbach (EFA) dessen wissenschaftliches Programm maßgeblich mitgestaltet und war von 2009 bis 2012 Präsident der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft (ÖPG).

Er blickt auf zahlreiche Auslandsaufenthalte und Gastprofessuren zurück und seine Verdienste wurden mehrfach gewürdigt. Er wurde 1995 zum Fellow der American Physical Society ernannt, 2000 erhielt er den Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2005 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2012 die Ehrenmedaille der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik sowie 2018 die Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft.

Er blieb der TU Wien weit über seine Emeritierung im Jahre 2011 hinaus treu und beteiligte sich als kritischer Intellektueller auch an öffentlichen Diskursen zur Wissenschafts- und Universitätspolitik. Bis zuletzt war er international unterwegs, war als Gutachter (u.a. ERC Panel) tätig und gab Vorträge auf internationalen Konferenzen und Workshops.

Erich Gornik war zweifellos einer der renommiertesten Halbleiterphysiker Österreichs, der über eine bemerkenswerte Internationalität verfügte, sowohl durch seine Auslandsaktivitäten, als auch durch seine weltoffene Art, Gäste in seinem Institut zu betreuen.

Ein wesentlicher Charakterzug von Erich Gornik war auch seine absolut positive Lebenseinstellung und seine Eigenschaft Mitarbeiterinnen und Studenten zu motivieren. Von dieser Fähigkeit und von seinem herausragenden Mentoring zeugt eine hohe Zahl von Absolventinnen und Absolventen, die weltweit einschlägig tätig sind.

Sowohl innerhalb Europas, als auch international war er ein viel gefragter Gutachter, Aufsichtsrat, oder einfach nur Berater für verschiedenste Aktivitäten. Neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten war er in unterschiedlichsten Vereinen auch sozial tätig,

Mit seinem Tod verliert die TU Wien einen außergewöhnlichen Gelehrten, seine Kolleginnen und Kollegen einen geschätzten Partner, und seine Familie einen liebenden Menschen. Sein Vermächtnis wird weiterbestehen – in den zahlreichen Publikationen, in den Projekten, die er initiiert hat, und in den vielen Menschen, die er geprägt hat.

Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Wir werden ihn in steter, dankbarer Erinnerung behalten.